„Wir brauchen mehr als einen Zug pro Tag“

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Der Chef der Weißeritztalbahn ist mit dem Baufortschritt nach Kipsdorf zufrieden. Nun hat er ein anderes Problem.

18.08.2016 Von Mandy Schaks

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Die Freude war im Dezember 2008 groß. Die Weißeritztalbahn konnte nach der Flut wieder zwischen Dippoldiswalde und Freital rollen. Derzeit wird der zweite Abschnitt gebaut. Wie viel Dampf dort möglich ist, macht Richter große Sorgen.

© Frank Baldauf

Dippoldiswalde/ Freital. Roland Richter ist kein Mann, der öffentlich Dampf ablässt. Das überlässt er seinen Maschinen. Richter ist Herr der Weißeritztalbahn und so gerade der heimliche Star im Osterzgebirge. Jedes Stück Gleis, das Richtung Kipsdorf verlegt wird, macht Anwohner und Bahnliebhaber geradezu euphorisch. 14 Jahre nach der Flut bringt Richter den Erzgebirglern ihre geliebte Bimmel zurück. Was viele aber gar nicht ahnen: Dem Chef der Sächsischen Dampfeisenbahngesellschaft steht wohl noch das schwerste Stück bevor. Er weiß nicht, wie er die Dampfrösser am Ende nach Kipsdorf bringen soll – ohne zusätzliches Geld für den Bahnbetrieb. Richter hat Druck.

Mit dem Baufortschritt ist er zufrieden. „Die Firmen arbeiten gut und straff hintereinander weg“, lobt er. „Wir liegen im Zeitplan.“ Er geht davon aus, dass der Wiederaufbau des zweiten Bauabschnittes im vierten Quartal abgeschlossen werden kann, spätestens zum Jahresende. Im Frühjahr, zur Pflanzzeit, sollen noch Restarbeiten folgen. „Dann kommt der letzte optische Schliff, die Begrünung.“ Auch mit den Finanzen liegt der Bauherr und Bahnbetreiber „weitestgehend im Plan“. Es kann zwar noch die eine oder andere Überraschung geben, aber er rechnet aus heutiger Sicht damit, dass die rund 18 Millionen Euro – Fluthilfe- und Landesmittel – reichen.

Dennoch mag er sich nicht auf einen Eröffnungstermin für das elf Kilometer lange Teilstück von Dipps nach Kipsdorf festlegen. Im Gegenteil, er sagt das, was er seit Jahren sagt: „Wir reden nicht davon, wann wir fahren werden, sondern ob wir fahren.“ Denn es fehlt die Finanzierung für den Bahnbetrieb. Richter zufolge braucht jede Schmalspurbahn etwa zwei Millionen Euro im Jahr, um fahren zu können. Er muss es wissen. Die Sächsische Dampfeisenbahngesellschaft betreibt neben der Weißeritztalbahn noch die Fichtelbergbahn in Oberwiesenthal und die Lößnitzgrundbahn in Radebeul. Diese Summe für die Weißeritztalbahn wird aber allein auf dem ersten Abschnitt zwischen Freital und Dipps verdampft, der seit Dezember 2008 wieder in Betrieb ist. Und im aktuellen Entwurf für den nächsten sächsischen Doppelhaushalt kann Roland Richter auch nicht erkennen, dass sich daran etwas ändern soll. „Es ist keine Erhöhung der Mittel vorgesehen“, sagt er. „Da müssen aber zusätzliche Gelder rein.“ Es sei für die Sächsische Dampfeisenbahngesellschaft immer überraschender, wie beharrlich sich der Freistaat zurückhält.

Fahrpreise müssen angepasst werden

Seit 2008 seien die Zuschüsse konstant. Die Inflation musste über Rationalisierungseffekte ausgeglichen werden. Das sei ausgereizt und lasse sich nicht über Fahrpreise einspielen, die ohnehin ab November angepasst werden müssten. „Es ist ein Unding, von uns zu verlangen, zum gleichen Geld noch bis Kipsdorf zu fahren“, sagt Richter. Das wird und kann er nicht tun. Deshalb sieht der erste Fahrplan-Entwurf, den der Verkehrsverbund Oberelbe präsentierte, so dürftig aus. Der Zugverkehr zwischen Dipps und Freital soll abgespeckt werden, damit wenigstens ein Zug am Tag bis Kipsdorf rollen kann. Gastronomen und Hoteliers im oberen Osterzgebirge reagierten fassungslos. „Das muss mehr als einmal am Tag bis Kipsdorf sein“, ist Richter klar. „Das wissen wir auch, aber es muss finanzierbar sein.“ Diese Voraussetzungen sind aber derzeit nicht gegeben. Hinter den Kulissen werden sehr intensive Gespräche mit dem Verkehrsverbund und dem Wirtschaftsministerium geführt – bisher ohne Erfolg. „Wir brauchen aber schnellstens eine Entscheidung.“ Denn wenn mehr Züge rollen sollen, kann Richter die Signale nicht einfach auf Grün schalten. „Wir brauchen Planungsvorlauf.“ Mehr Züge bedeutet, die Dampfeisenbahngesellschaft braucht auch mehr Personal und muss mehr Züge organisieren. „Wir müssen einen attraktiven Zugbetrieb ankurbeln, sonst wird das nichts.“

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