Pfiffige Idee für den Hochwasserschutz

In Obercarsdorf entsteht eine neue Brücke für die Weißeritztalbahn. Wenn die nächste Flut kommt, gibt es einen Trick.

Von Franz Herz

An der Kellerkurve in Obercarsdorf ist der Brückenüberbau wieder eingesetzt worden. Die 15 Meter lange Stahlkonstruktion war 17 Tonnen schwer.

An der Kellerkurve in Obercarsdorf ist der Brückenüberbau wieder eingesetzt worden. Die 15 Meter lange Stahlkonstruktion war 17 Tonnen schwer. © Egbert Kamprath

Obercarsdorf.
Der Bimmelbahnbau von Dippoldiswalde in Richtung Kipsdorf kommt voran. Auf der ganzen Strecke sind die Bauleute am Arbeiten. Der Stand ist dabei sehr unterschiedlich. Teilweise stellen die Bauarbeiter schon das Schotterbett her und legen Schwellen, an anderen Stellen werden dafür durch den Bau von Stützwänden erst die Voraussetzungen geschaffen.

Schlüsselstellen auf der Strecke sind die Brücken über die Weißeritz und die Bundesstraße B 171. Eine davon fehlt noch. Aber daran wird gearbeitet. Die Brücke wird in Schmiedeberg-Buschmühle die Rote Weißeritz überqueren. Der Stahlüberbau dafür steht noch auf dem Bahnhofsgelände in Obercarsdorf, wird aufgearbeitet und bekommt einen neuen Anstrich. Sobald die Widerlager in Buschmühle fertig betoniert sind, wird der Überbau mit einem Kran eingesetzt. Das wird voraussichtlich im Juli passieren, informierte Mirko Froß, der für den Betrieb der Weißeritztalbahn verantwortlich ist.

Vor Kurzem ist das an der Kellerkurve in Obercarsdorf geschehen, als hier der Autokran den Überbau an seinen Platz gehoben hat. Hier laufen jetzt die Bauarbeiten weiter. Die Brücke wird eine Besonderheit. Wenn sie fertig ist, dann kann sie bei Hochwasser angehoben werden. Damit reagiert die Bahn auf die neuen Anforderungen nach den Erfahrungen aus den vergangenen Überflutungen. Eigentlich müsste hier der Querschnitt des Flusses vergrößert werden, damit er bei einem Hochwasser Platz genug hat. Das hätte aber bedeutet, die gesamte Bahnstrecke auf diesem Abschnitt nicht nur neu aufzubauen, sondern deutlich anzuheben. Die jetzige Lösung ist einfacher und sie hilft dennoch im Hochwasserfall. Durch das Anheben der Brücke wird vermieden, dass sich hier das Wasser staut und die Rote Weißeritz über die Ufer tritt.

Sperrungen so kurz wie möglich

Deutlich weiter sind die Arbeiten an der Brücke über die B 171. Hier sind die Bauarbeiter schon dabei, die Brückenbalken einzubauen. „Die Balken haben die gleiche Funktion wie die Schwellen. Sie sind nur etwas kräftiger. Daher heißen sie Balken“, erklärt Froß. Wenn diese Arbeit abgeschlossen ist, können die Bauarbeiter hier schon die Gleise verlegen.

Der Gleisbau wird auf dem unteren Abschnitt von Dippoldiswalde bis Schmiedeberg schon vorbereitet, wie Froß berichtet. Die grünen Rohre, die entlang der Bahnstrecke lagen, sind inzwischen weitgehend eingebaut. Sie dienen der Entwässerung. Von Dippoldiswalde aufwärts wird das Schotterbett hergestellt. Dafür ist derzeit eine große, gelbe Spezialmaschine im Einsatz. Diese nimmt den vorhandenen Schotter auf, siebt ihn durch und lässt die guten Steine wieder auf die Bahnstrecke fallen. Den Dreck, der die Festigkeit des Schotters stört, wirft sie daneben, wo er dann weggebaggert wird. Es sind ja noch Schlammreste vom Hochwasser im Schotter drin. Rund zehn Zentimeter stark soll dann die Schotterschicht werden, bevor die Bauleute darauf wieder die Schwellen verlegen. Bisher sind nur die Straßenübergänge nicht in Angriff genommen worden. Die kommen noch an die Reihe. Hier wird in schnellen Aktionen gearbeitet, um die Sperrungen so kurz wie möglich zu halten.

Im oberen Bereich von Buschmühle bis nach Kipsdorf laufen derzeit mehrere Baustellen für Stützmauern. Zum einen wird am Bahnhof in Kipsdorf eine Mauer zur Bundesstraße hin errichtet. Andere Mauern entstehen am Ufer der Weißeritz und festigen das Ufer von der Bahnstrecke zum Fluss hin. Der lange Abschnitt, der direkt an der B 170 entlang verläuft, ist schon so weit vorbereitet, dass auch hier der Schotter eingebaut werden kann.

In Kipsdorf gehen auch die Arbeiten am Lokschuppen voran. Dort wird derzeit der Fenstereinbau vorbereitet und die Dachdecker sind am Arbeiten. Es sieht also gut aus, dass die Bimmelbahn dieses Jahr wieder bis Kipsdorf dampfen kann.

14.06.2016 – Es geht voran!

An einigen Stellen liegen bereits die neuen Gleise. An einigen Stellen, so in Schmiedeberg, wurden die alten Stahlschwellen eingebaut. (ds)

07.06.2016 – Baufortschritte zwischen Dippoldiswalde und Kurort Kipsdorf

01.06.2016 – Einsetzen des Brückenüberbaus am Gasthof Obercarsdorf

31.05.2016 – Baufortschritte

11.05.16 zwischen Buschmühle und Kurort Kipsdorf

09. und 10.05.2016 – Baufortschritte Dippoldiswalde bis Buschmühle

13.04.2016: Dippoldiswalde, Ulberndorf, Naundorf, Schmiedeberg, Buschmühle, Kipsdorf

31.03.2016

 

Funken fliegen für die Weißeritztalbahn

24.03.2016 Von Franz Herz

Kipsdorf. Auf dem Bahnhofsgelände in Kipsdorf ist Bewegung. Drei Bagger drehen sich, ein gelber, ein orangefarbener und ein weißer. Der gelbe Greifer ist direkt am Bahnsteig mit dem Abbau der vorhandenen Gleise beschäftigt. Die Holzschwellen sind Abfall. „Da ist nach 14 Jahren nichts mehr zu wollen“, sagt Mirko Froß. Der 49­jährige Eisenbahningenieur ist bei der Sächsischen Dampfeisenbahngesellschaft als Betriebsleiter für die Weißeritztalbahn verantwortlich. Er erklärt den aktuellen Stand der Bauarbeiten. Die Stahlschienen legt der Bagger sorgfältig zur Seite. Die haben gute Chancen, beim Neuaufbau wieder eingebaut zu werden. „Das war früher schon üblich. Auf den Nebenbahnen wurden Schienen eingebaut, die von den großen Fernverbindungen kamen“, erzählt Froß. Durch die schnellfahrenden Züge waren die Schienen einseitig abgefahren. Die Gleisbauer haben die dann umgedreht und sie taten ihren Dienst noch gut. Dort sind sie bei Weitem nicht den Belastungen ausgesetzt wie auf den Fernstrecken. Die langsameren und leichteren Züge auf der schmalen Spur kommen damit noch gut zurecht. Jetzt ist geplant, sie für die Nebengleise am Bahnhof Kipsdorf zu verwenden. Die Bauarbeiter zerteilen sie mit dem Schneidbrenner. Stützmauer wird repariert Die Gleise am Bahnsteig sind so gut wie fertig abgebaut. Hier wird alles so weit vorbereitet, dass später die Gleisbauer zügig wieder ein neues Schotterbett und Schienen legen können. Es wird einen Bahnsteig in der Mitte geben, von dem aus zwei Gleise zu erreichen sind. Diese haben jeweils ein Umfahrgleis daneben. Das ist nötig, weil die Lok hier im Endbahnhof ja wieder auf der anderen Seite des Zuges angespannt werden muss. Sie fährt an den Waggons vorbei und wird auf der anderen Seite wieder angekoppelt. Drei weitere Gleise auf der Hangseite bleiben so, wie sie jetzt sind. Dort wird kein regelmäßiger Bahnbetrieb stattfinden. Wenn doch einmal ein Waggon oder ein Zug hier abgestellt werden soll, wird im Einzelfall geschaut, wie das möglich ist. Dafür sind im Eisenbahnbetrieb dann detaillierte Genehmigungen erforderlich. Der orange Bagger arbeitet einige Meter unterhalb davon, kurz vor dem Stellwerk. Er gräbt sich in die Böschung, die vom Bahngleis zur Bundesstraße B 170 hinunterführt. Dort wird die Stützmauer, die am Bahnhof schon steht, verlängert und bis zum Stellwerk gezogen. „Die alte Stützmauer reparieren wir. Sie bekommt eine neue Kappe“, sagt Froß. Der alte Abschluss der Mauer nach oben ist nicht mehr ganz dicht. Und es ist ja seine Hauptaufgabe, die Feuchtigkeit von oben abzuleiten und daran zu hindern, ins Mauerwerk einzusickern. Platz für die neuen Gleise Weil diese Arbeiten unmittelbar an der Bundesstraße laufen, ist diese zur Sicherheit auf einer Seite gesperrt. Der Verkehr wird mit einer Baustellenampel vorbeigelenkt. Das wird nach der aktuellen Planung noch bis Mitte Juni so bleiben. Der dritte Bagger im weißen Blechgewand ist auf der anderen Straßenseite tätig, direkt am Ufer der Roten Weißeritz. Auch hier lädt er Reste der früheren Bahnstrecke auf einen Lastwagen. Auf dieser Seite ist jetzt der Bau einer neuen Stützmauer geplant, welche die Bahnstrecke vor den Fluten der Weißeritz schützt. Allerdings können die Bauleute hier noch nicht mit voller Kraft loslegen. Sie müssen auf die Natur Rücksicht nehmen. Bis Mai haben die Fische Schonzeit, damit sie in Ruhe ihre Eier ablaichen können. Erst dann sind Arbeiten im Flussbett möglich. Weiter unterhalb an der Standspur und in Dippoldiswalde sind noch weitere Bagger zugange und bauen ebenfalls die vorhandenen Gleise ab, damit Platz für die neuen Schienen wird.

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